Erstes Feedback in der "Sächsischen Zeitung" vom 13./14.10.2018 nach dem Vortrag über Dr. Georg Kühne,
anlässlich der Präsentation des Heftes 16
Dieser Beitrag ist in gekürzter Form und mit weniger Abbildungen im Oktober 2018 in Heft 16 der "Radeberger Blätter zur Stadtgeschichte" veröffentlicht worden. Demnächst erfolgt der Abdruck in leicht abgewandelter Form in der Heimatzeitung "die Radeberger".
„Guten Abend, meine sehr verehrten Fernsehzuschauer. Hier ist der Deutsche Fernsehfunk. Sie sehen nun zum Beginn unseres Abendprogrammes direkt aus unserem Studio in Adlershof den Wetterdienst mit den aktuellen Aussichten für den morgigen Tag, präsentiert von unserem Fernseh-Meteorologen Dr. Georg Kühne.“
So oder so ähnlich hatte die Ansage der ersten „Fernseh-Ansagerin“ des Deutschen Fernsehfunks (DFF), Margit Schaumäker, für unseren aus Radeberg stammenden Meteorologen Dr. Georg Kühne gelautet, wenn er fast allabendlich, noch vor der täglichen Nachrichtensendung „Aktuelle Kamera“, im „Wetterdienst“ vor laufender Kamera und mit einfachsten Mitteln vor einer „Wandtafel“ die aktuelle Wetter-Vorhersage erklärte und dabei die meteorologischen Daten, wie Isobaren, Isothermen, Temperaturen, Windrichtungen usw. mit Kreide auf dieser Tafel darstellte und so die zu erwartende Wetter-Entwicklung ableitete.
Als der „Deutsche Fernsehfunk“ am 21. Dezember 1952, nach dem im Dezember 1950 begonnenen Probebetrieb, das offizielle "Versuchsprogramm" startete und damit „öffentlich“ wurde, gehörte die täglich das Abendprogramm einleitende Nachrichtensendung „Aktuelle Kamera“ vom ersten Tage an zum festen Sendeprogramm. Sie war damit die erste und älteste Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen. Nur wenig später ist im DFF die tägliche 5-Minuten-Abendsendung „Wetterdienst“ zugefügt worden.
Hier können Sie eine kurze filmische Dokumentation über den Sendestart des Deutschen Fernsehfunks (DFF) am 21.12.1952 und über die erste Fernseh-Ansagerin Margit Schaumäker sehen, präsentiert vom ersten Nachrichtensprecher Herbert Köfer.
Offizieller Titel der Vorschau zum "Versuchsprogramm des Fernsehzentrums Berlin" im August 1953.
Quelle: Zeitschrift "Unser Rundfunk" Nr. 32/1953 (2.-8.8.1953)
Der Sendestart des Versuchsprogrammes am 21. Dezember 1952 war genauso wenig zufällig wie der Name „Deutscher Fernsehfunk“. Zwischen den beiden jungen deutschen Staaten mit ihren sich unterschiedlich entwickelnden Gesellschaftssystemen herrschte ein harter Wettbewerb, besser: ein „Wettlauf“, ohne dass das anfängliche Ziel einer Wiedervereinigung zu einem einheitlichen Deutschland – natürlich unter dem Gesellschaftssystem der „gewinnenden“ Seite – aufgegeben wurde. Das zeitlich erste deutsche Fernseh-Programm sollte aus der DDR gesendet werden, und es war, wenn man die Ausbauziele des Sendebetriebes (z.B. die geografisch möglichen Reichweiten der Sender Brocken und Inselsberg) bedenkt, für die Ausstrahlung in die schrittweise zu erweiternden Empfangsgebiete auch in der Bundesrepublik Deutschland bestimmt. Westberlin lag von Anfang an durch den Ost-Berliner Sender sowieso im Empfangsbereich. Deshalb der Name „Deutscher Fernsehfunk“. Natürlich war neben dem Wettlauf das politische Haupt-Ziel maßgebend, nämlich die ideologische Einflussnahme auf den jeweiligen Nachbarstaat, auf „hüben und drüben“. Erst am 11. Februar 1972 wurde der Deutsche Fernsehfunk in „Fernsehen der DDR“ umbenannt.
Beim deutschen Fernseh-Sende-Start war die DDR Sieger – in der Bundesrepublik begann das Öffentliche Sendeprogramm am 25. Dezember 1952 als „Nordwestdeutscher Rundfunk–Fernsehen“ (NWDR).
Und ein zweiter, nicht weniger wichtiger Grund war ausschlaggebend für den Zeitdruck: der 74. Geburtstag von J. W. Stalin am 21. Dezember 1952. Und so, wie man Siegern ja schon immer gerne Geschenke machte, war der erste Öffentliche deutsche Fernsehsender das Geburtstagsgeschenk der DDR an den großen Generalissimus Stalin und die Siegermacht Sowjetunion.
Solche Geschenke machte man öfters: Bereits für das Jahr 1951 ist das Sachsenwerk Radeberg mit der Fertigung von 30.000 Fernsehgeräten beauflagt worden. Im Rahmen einer Betriebsverpflichtung wurde dann der Plan für 1951 auf 40.000 Geräte erhöht. Die gesamte Produktionsmenge war als Reparationsleistung an die Sowjetunion zu liefern. Jedoch konnten davon ca. 10.500 Geräte wegen Qualitätsmängeln (fehlerhaftes Zuliefer-Material) erst 1952, zusätzlich zur Planauflage, ausgeliefert werden. An einen Bedarf für die DDR war noch nicht zu denken, weil es noch keine Sendetechnik gab.
Die Zuschauerzahl war natürlich noch äußerst gering, ganze 60 Fernsehgeräte waren Ende 1952 in Berlin vorhanden. In der "übrigen DDR" gab es noch keine. Trotzdem stand Qualität damals bereits ganz oben. Jeder Beitrag wurde von Fernseh-Ansagerinnen, die über eine journalistische Ausbildung verfügen mussten und Sprecherziehung zu absolvieren hatten, angekündigt. Gesendet wurde unter einfachsten Bedingungen live aus dem Studio des neu erbauten Fernsehzentrums in Berlin-Adlershof.
Die Scheinwerfer im Studio ließen die Temperaturen auf weit über 50 Grad C steigen, denn die Sendetechnik und auch die Fernsehkameras waren noch mit beheizten Elektronen-Röhren bestückt und lieferten ständig zusätzliche Wärme. Tafeln, Hintergrund-Bilder und ähnliches waren hinter Vorhängen „versteckt“, die je nach Bedarf auf- und zugezogen wurden. Doch davon merkten die anfänglich wenigen Fernseh-Zuschauer nicht viel, „Fernsehen“ war für die Öffentlichkeit völlig neu und viel zu faszinierend.
1953: DFF- Studiokamera; Statt des "Zielfernrohres" ist bereits eine optische Sucheinheit aufgebaut. Quelle: Zeitschrift "Unser Rundfunk" Nr. 32/1953 (2.-8.8.1953)
1952: Eine der ersten Studiokameras des DFF, mit "Zielfernrohr" als Sucher. Quelle: Bundesarchiv_Bild_183-17697-0002,
Wie die grauen Bilder auf die reichlich postkartengroßen Bildschirme der wenigen damals in Berlin verkauften, oder besser: zugeteilten, Fernseh-Radio-Geräte vom Typ „Leningrad T2“ in die Stuben derjenigen Privilegierten, die sich so ein Gerät für über 3.500 DM überhaupt leisten konnten, gelangten, war sowieso Geheimnis der Fachleute. Erst ab 1953 wurden die im VEB Sachsenwerk Radeberg hergestellten Geräte in der „übrigen“ DDR verkauft, in Summe bis 1954 aber nur ca. 3.000 Stück. Die anderen ca. 130.600 Geräte mussten als Reparationsleistungen in die Sowjetunion geliefert werden.
Aber die ersten Schritte zur Einführung des Fernsehens in der DDR waren damit getan. Mit der Serienproduktion der ersten Sachsenwerk-Eigenentwicklung des Fernsehgerätes „Rembrandt“ ab 1954, immerhin mit einer 12-Zoll-Bildröhre, begann langsam die flächendeckende Verbreitung des neuen Mediums Fernsehen in der DDR. Mit dem Preis von 1.400 DM war ein solches Gerät für die meisten unerschwinglich.
Deshalb sind verstärkt öffentliche „Fernseh-Räume“ eingerichtet worden. In Radeberg wurden solche bereits ab 1954 im Kulturhaus „Maxim Gorki“, im „Veteranenklub“ auf der Dr.-Wilhelm-Külz-Straße 6 sowie im Schloss Klippenstein (in den Räumen des 1952 eingerichteten Jugendklubhauses) für die Bevölkerung bereitgestellt. Täglich von 20 bis 22 Uhr konnte das Abendprogramm und ab 1955 auch werktags von 13.30 bis 15 Uhr das Schichtarbeiter- und Bildungs-Programm von jedermann kostenlos gesehen werden.
Einer der ersten, der „vor der Kamera“ mitwirkte, war unser Dr. Georg Kühne aus Radeberg, der beinahe täglich die Wettervorhersage präsentierte, als das Fernsehen langsam die „Guten Stuben“ eroberte.
Aber keiner sah den für diese 5 Sende-Minuten notwendigen ungeheuren Aufwand, der zur Ausarbeitung einer solchen Vorhersage notwendig war. Unzählige ehrenamtlich arbeitende Personen waren als „Wetterbeobachter“ mit ihren einheitlich in 2 Meter Höhe untergebrachten Mess-Stationen tätig. Aus der gesamten DDR meldeten sie die in den kleinen weißen hölzernen „Wetterhäuschen“ erfassten Wetterdaten nach Potsdam. Keiner sah die vielen Mitarbeiter, von denen Unmengen Daten von ausländischen Wetterdiensten eingeholt, aufgearbeitet und verdichtet werden mussten, um diese dann mit den Meldungen der Wetterbeobachter zusammenzuführen. Keiner sah die Zeichner der Wetterkarten und schließlich die Redakteure der Wetterberichte oder Vorhersagen, die als unabkömmliche spezielle Vorschauen von Land- und Forstwirtschaft, Industrie, Eisenbahn-, Luft- und Straßenverkehr benötigt wurden, um Schäden abzuwenden und vorzubeugen. Natürlich wurden diese Vorhersagen auch täglich von der Bevölkerung erwartet und deshalb über Rundfunk und Tagespresse verbreitet. All das erfolgte damals in der „Zentralen Wetterdienststelle Potsdam“ mit ihren Zweigstellen, und alles „von Hand“, ohne Satelliten und Computer… Heute fast unvorstellbar!
Für diejenigen Radeberger Einwohner, die damals schon glückliche Besitzer eines Fernsehgerätes waren, war die abendliche Wettervorhersage mit Dr. Georg Kühne ein Höhepunkt, denn das war ja ein Radeberger, einer aus unserer Stadt. Man wusste das natürlich, und damals war man auch stolz auf „seine berühmten Radeberger“. Aber außer Dr. Kühne arbeiteten noch im Jahr 1968 weitere 3 Meteorologen in Potsdam allein an der Vorbereitung der Fernseh-Wettervorhersage für die kommenden 24 bzw. 36 Stunden mit. Die vom Zeichner in die Karten eingetragenen Zahlen mussten analysiert werden, Linien gleichen Luftdruckes (Isobaren) wurden eingezeichnet, um die Lage und voraussichtliche Entwicklung und Bewegung von Hoch- und Tiefdruckgebieten und daraus resultierende Windrichtungen und -stärken darzustellen, Wettererscheinungen wie Wolken, Regen, Gewitter, Schnee u.a. wurden eingezeichnet. In der abendlichen Live-Sendung musste unser Dr. Kühne dann den Extrakt aus dieser Teamarbeit nicht nur vortragen, sondern auf der Hintergrund-Wandtafel mit den groben Umrissen der Länder Mitteleuropas auch mit gewöhnlicher Schultafel-Kreide die entsprechenden Isobaren und andere Wetter-Symbole vor laufender Kamera einzeichnen, die Ursachen und Zusammenhänge erklären und so für die Zuschauer verständlich machen. Über 20 Jahre lang bekamen wir so die Wettervorhersage vom „Fernseh-Meteorologen“ Dr. Kühne in die Wohnzimmer geliefert.
Doch wenden wir uns wieder Georg Kühne selbst und seinem Lebenslauf zu. Dieser begann in Großokrilla (das 1921 mit Ottendorf-Moritzdorf zu Ottendorf-Okrilla fusionierte), als dem dortigen Steuerassistenten Oskar Kühne und seiner Ehefrau Klara am 27. November 1910 der erste Sohn Oskar Georg geboren wurde. Etwas später folgte der zweite Sohn Herbert.
Von 1917 bis 1921 besuchte Georg die Volksschule in Großokrilla. 1921 zog Familie Kühne nach Radeberg auf die Badstraße 58, in das bis dahin letzte Haus auf der rechten Straßenseite. Vater Oskar Kühne arbeitete als Steuerassistent beim Reichsfiskus / Finanzamt Radeberg auf der Neuen Straße 6 (heute Dr.-Wilhelm-Külz-Straße).
Sohn Georg wurde 1921 in das Realprogymnasium auf dem Freudenberg aufgenommen, das 1925 zu einem „Realgymnasium mit Realschule“ erhoben wurde. Infolgedessen konnte Georg hier ohne weiteren Schulwechsel zu Ostern 1930 erfolgreich die Matura (Reifeprüfung für die Aufnahme an einer Universität oder Hochschule) ablegen.
Direkt anschließend begann Georg sein Studium an der Technischen Hochschule Dresden (TH, heute TU), das er nach 12 Semestern bzw. 6 Jahren mit dem Lehrer-Examen abgeschlossen hatte. Als Lehrer arbeitete er aber weniger als 2 Jahre, seine Ziele waren andere. In dieser Zeit war er parallel dazu als „Praktikant“ tätig, d.h. nach heutigem Sprachgebrauch als Doktorand. Am 20. März 1937, im Alter von 26 Jahren, promovierte Georg Kühne an der Technischen Hochschule Dresden zum Dr. rer. tech., zum Doktor der Technischen Wissenschaften, mit dem bestmöglichen Prädikat „summa cum laude“, also mit Auszeichnung. Thema seiner Dissertation war „Die Stadt Kamenz in den Beziehungen zu ihrem Hinterland“, ein Thema des Hochschul-Forschungskomplexes „Stadtgeographie“ in Form einer gesamtheitlichen Analyse der geographischen, wirtschaftlichen und vielen weiteren Beziehungen und Wechselwirkungen einer Stadt mit ihrem Hinterland und deren Auswirkungen auf das Erscheinungsbild einer Stadt. Die Entwicklung des Erscheinungsbildes einer Stadt ist ja durchaus ein immer aktuelles Thema, und in den wenigsten Fällen reicht dafür ein Namenszusatz.
Kühnes „Doktorvater“, Betreuer und Vorsitzender des Verteidigungs-Gremiums war kein Geringerer als der Geograf und Kartograf Prof. Dr. Nikolaus Creutzburg, Lehrstuhl-Inhaber an der TH Dresden. Creutzburg war einer der Herausgeber der geowissenschaftlichen Fachzeitschrift „Petermanns Geographische Mitteilungen“, für die auch unser Radeberger Geo-Wissenschaftler Prof. Dr. Theodor Arldt sehr viele Beiträge verfasst hatte. Und Arldt war ja als Lehrer für Naturwissenschaften und Konrektor unseres Realgymnasiums auch einer der Lehrer des Gymnasiasten Georg Kühne gewesen. Es ist durchaus möglich, dass hier erste Interessen für Georgs spätere Berufswahl geweckt und gelenkt worden sind.
Vater Oskar Kühne war inzwischen Eigentümer einer neu erbauten Doppelhaushälfte auf der Radeberger Badstraße geworden, die bis heute im Familienbesitz ist. Sohn Georg war dort als selbständiger Mieter eingetragen.
Auch privat war Georg als „frischgebackener Herr Doktor“ sicherlich eine gute Partie, er fand sein Glück mit der am 15. Dezember 1913 in Radeberg geborenen Rosa Martha Trnka, Tochter des Ehepaares Franz und Antonia Trnka, Besitzer eines Geschäftes auf der Pirnaer Straße 29 (spätere Nr. 16, hinter der Einmündung Berggasse). Am 28. Dezember 1938 heirateten Georg und Rosa Martha in Radeberg. Ein Sohn und eine Tochter vervollständigten das Eheglück.
Ab 1937 arbeitete Dr. Georg Kühne als Meteorologe, dafür waren 2 Jahre Umschulung und Zusatz-Studium erforderlich. Die Arbeitsorte für promovierte Meteorologen waren sicherlich nicht allzu breit gefächert und somit begrenzt. Für den jungen Dr. Georg Kühne war das zunächst Halle an der Saale.
Das junge Ehepaar erhielt aber erst im März 1940 eine Wohnung in Halle, bis dahin wohnten sie in Radeberg im elterlichen Haus auf der Badstraße.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde Georg in Breslau und in Halle eingesetzt. Er geriet für 1 Jahr in Kriegsgefangenschaft. Nach der Entlassung musste er sich als Beton-Arbeiter durchschlagen, bis er schließlich ab 1949 wieder als Meteorologe arbeiten konnte. Der neue Arbeitsort war die „Zentrale Wetterdienststelle Potsdam“, also die damals höchste Dienststelle der DDR auf meteorologischem Gebiet. Die junge Familie musste ihren Wohnsitz in Potsdam aufnehmen.
Familie Dr. Kühne 1952
Die Arbeit dort wurde letztlich zu seiner Berufung. Hier wurde er zu einem der maßgeblichen Wissenschaftler auf dem Gebiet der Meteorologie in der DDR. Seine Leistungen führten dazu, dass er zum Leiter der „Zentralen Wetterdienststelle Potsdam“ (ZWD) berufen wurde. Dieses hohe Amt hatte er bis zum Beginn seines Ruhestandes 1975 inne. Unter seiner maßgeblichen Mitarbeit und späteren Leitung sind in diesen 25 Dienstjahren grundlegende Veränderungen und Erweiterungen der meteorologischen Arbeit erfolgt. Neue, später auch teilautomatisierte Methoden der Messung, Übertragung und Auswertung von Wetterdaten und Wetter-Erscheinungen wurden eingeführt.
Aber auch die traditionellen Arbeitsschritte, wie das „bei jedem Wind und Wetter“ notwendige Ablesen und Notieren der Daten aus den Wetterstationen durch die Mitarbeiter der Zentralen Wetterdienststelle, der vielen dezentralen Daten aus den „Wetterhäuschen“ durch die freiwilligen Melder, das Übertragen dieser Daten auf die immer noch handgezeichneten Wetterkarten in den Dienststellen, das gemeinsame Analysieren und Ableiten und Berechnen von Trends der territorialen Wetterentwicklung für die Nah-Zeiträume, das Ausarbeiten und Formulieren der Wettervorhersagen für die verschiedenen Bedarfsträger, blieben noch lange der wesentliche Arbeitsinhalt der einzelnen Teams.
Die Vorhersagen sollten ja möglichst korrekt und vor allem zuverlässig sein. Die Erwartungshaltungen der Wetterdienst-Kunden waren groß, man musste sich auf diese Vorschauen verlassen können, denn sie waren mitbestimmend für das Handeln derjenigen, die sie brauchten. Selbst bei den Meteorologen herrschte Spannung, ob die Vorhersagen auch zutreffen werden, denn das war ihr „Gütesiegel“. Das galt natürlich erst recht für die allabendliche Wettervorhersage im Fernsehen, durch die unser Radeberger Meteorologe in der gesamten DDR populär geworden war, denn etwa ab Mitte der 1960er Jahre war das neue Medium Fernsehen weitgehend flächendeckend verbreitet. Georg Kühnes Tochter, Maria-Annette Youssef, berichtete, dass „…Vater sich mitunter richtig freute, wenn die Wolken und der Regen, die er angesagt hatte, dann auch wirklich kamen.“
Bereits in der Sowjetischen Besatzungszone und dann in der DDR hatte sich die Meteorologie mit ihren Haupt-Anwendungsgebieten Wettervorhersage und Klimatologie schnell und gut entwickelt. Während die Wettervorhersage sich mit dem „Wetter“ und all seinen Erscheinungsformen im gegenwärtigen „Nahzeitraum“ befasst, behandelt die Klimatologie den „statistischen Durchschnitt des Wetters“, also aller Wetterdaten, über mindestens 30 Jahre. Wenn man dagegen vom „Klima“ spricht, muss man deshalb zwischen periodischen, nur wenige Jahrzehnte anhaltenden Klima-Schwankungen und langzeitigen Klima-Änderungen, oft auch unkorrekt als Klimawandel oder -wechsel bezeichnet, unterscheiden. Alles das ist in der „Klimaforschung“ eingeschlossen. Diese wurde seit den 1970er Jahren auf verschiedenen Gebieten, vor allem innerhalb des Meteorologischen Dienstes der ZWD Potsdam, an geographischen und meteorologischen Instituten von Universitäten und Hochschulen sowie an der Akademie der Wissenschaften der DDR betrieben.
Unser Radeberger Meteorologe Dr. Georg Kühne hat sowohl an diesen grundlegenden Forschungen und Entwicklungen als auch an deren Popularisierung „im Fernsehen“ außerordentlich großen persönlichen Anteil.
Mit seiner Fernseh-Wettervorhersage haben er und seine Mitarbeiter das Thema „Wetter“ täglich in die Wohnstuben gebracht, für jedermann verständlich erklärt und so den Wissenschaftszweig Meteorologie für breite Kreise der Bevölkerung verständlich gemacht.
Er selbst erfuhr ebenfalls eine nicht unbeträchtliche Popularität als einer der „Fernseh-Stars der Ersten Stunde“ dieses neuen Mediums.
Auch seiner "echten Vaterstadt" Radeberg, der Stadt, in der er aufgewachsen ist und die Schulen besucht hat, blieb er stets treu. Sehr oft und gerne besuchte er mit seiner Familie sein Elternhaus auf der Badstraße, das nach dem Tod von Vater Oskar der jüngere Bruder von Georg, Herbert Kühne, übernommen hatte. Georg Kühnes Tochter Maria-Anette verbrachte öfters die Ferien bei den Großeltern, später dann bei der Familie von "Onkel Herbert" und Cousine Annegret.
Und die Nachbarn raunten sich anerkennend und mit einer gewissen Bewunderung zu:
"Unser Wetterfrosch ist wieder da, der Fernseh-Kühne..."
Georg Kühnes erfülltes Leben endete am 17. März 2001 in Berlin-Charlottenburg, er ist neben seiner Frau auf dem Friedhof Heerstraße beigesetzt worden.
Quellen:
Mein besonderer Dank gilt Frau M.-A. Youssef, Berlin, und Frau A. Kramer, Radeberg, für die freundliche Überlassung und Veröffentlichungs-Genehmigung des Bild- und Informationsmaterials.