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Hermann Schlegel, Gustav Schlegel, Leander Schlegel. Die Schlegels aus Altenburg.
Hermann Schlegel - Zoologe, seine Söhne Gustav / Gustaaf Schlegel - Sinologe und Leander Schlegel - Komponist und Pianist.

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©Renate Schönfuß-Krause
Schlegels aus Altenburg f. Q. 20220311.p
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Leseprobe:

Große Familien - Große Namen:   Die Schlegels aus Altenburg

©Renate Schönfuß-Krause

Die Familiengeschichte des aus Altenburg gebürtigen berühmten Naturwissenschaftlers Hermann Schlegel und seiner berühmten Söhne in den Niederlanden, des Sinologen Prof. Gustav Schlegel und des Komponisten Leander Schlegel

Es ist immer wieder ein Phänomen, welches nachdenklich macht: Es gibt Familienlinien und Persönlichkeiten, die durch ihre herausragenden Werke und Leistungen europaweit oder sogar weltweit bekannt geworden sind – nur in ihren Geburtsorten, teilweise sogar an ihren Wirkungsorten, sind sie nach ihrer Lebenszeit fast unbekannt oder werden sehr einseitig betrachtet und nach relativ kurzer Zeit sogar vergessen.

So erging es auch dem berühmten Ornithologen und Zoologen Hermann Schlegel aus Altenburg (* 10. Juni 1804 in Altenburg / Thür.; † 17.Januar 1884 in Leiden / NL.), der in Leiden / Südholland als Naturwissenschaftler, Professor und Direktor des Königlichen Niederländischen Reichsmuseums für Naturgeschichte hoch geehrt gelebt und gearbeitet hatte. Er hatte zwar von Leiden aus über viele Jahrzehnte in engem Kontakt mit der in seiner Heimatstadt Altenburg tätigen „Naturforschenden Gesellschaft des Osterlandes“ gestanden, deren Ehrenmitglied und Korrespondierendes Mitglied er war und der er auch zahlreiche wertvolle ornithe er nach dem Wegfall vieler Kontaktpersonen, ob in seinem familiären Umfeld oder auch in der Altenburger Naturforschenden Gesellschaft, noch vor seinem Lebensende fast vergessen. Auch viele seiner bedeutenden Leistungen und zahlreichen Veröffentlichungen, die er als Konservator oder später ab 1858 als Direktor am Niederländischen Reichsmuseum in Leiden / Holland vollbracht hatte, blieben in Altenburg weitestgehend unbekannt, geschuldet auch der Tatsache, dass viele Arbeiten in holländischer Sprache verfasst worden waren.

Erst nach dem Tod von Hermann Schlegel 1884 erfuhr sein Neffe, Fabrikant Hugo Köhler aus Altenburg, bei einem Besuch bei seinen Schlegel-Verwandten 1885 in Leiden / Holland, welch hohen Bekanntheitsgrad und welche große wissenschaftliche Bedeutung sein verstorbener Onkel, Prof. Hermann Schlegel, in den Niederlanden und in den Fachkreisen der wissenschaftlichen Welt hatte und dass er eine hochverehrte Berühmtheit war. Ebenso unbekannt blieben bis dahin auch die Leistungen der Söhne Hermann Schlegels, die bereits ebenfalls bedeutende Persönlichkeiten waren. Sein ältester Sohn Gustav (auch: Gustaaf, 1840-1903) war ein berühmter Sinologe und hatte eine Professur an der Universität Leiden inne, der jüngste Sohn Leander (1844-1913) war niederländischer Pianist, Direktor einer Musikschule und Komponist in Haarlem / Nordholland.

 

Fabrikant Hugo Köhler (1841-1900) war der Sohn von Hermann Schlegels Schwester Auguste (1811-1899), die mit dem Besitzer der Metallwarenfabrik Hermann Albert Köhler (1814-1890) verheiratet war. 1868 übergab H. A. Köhler den Betrieb seinen beiden Söhnen Hugo und Max Köhler, die der Firma den Namen „Metallwarenfabrik H. A. Köhlers Söhne GmbH Altenburg“ gaben und ab 1871 zu einem Altenburger Großunternehmen aufstiegen. Hugo Köhler besuchte 1885 die Weltausstellung in Antwerpen und nahm anschließend den ersten persönlichen Kontakt zu seinen Familienangehörigen Schlegel in Leiden auf. Hier erfuhr er erstmalig von der großen Bedeutung seines verstorbenen Onkels und erhielt von Prof. Gustav (Niederl.:Gustaaf) Schlegel, dem ältesten Sohn von Hermann Schlegel, die von ihm verfasste Lebensgeschichte über seinen Vater in holländischer Sprache überreicht. 

Hugo Köhler erhielt bei seinem Besuch in Leiden von seinem holländischen Cousin Gustav Schlegel dessen in holländischer Sprache verfasste Biografie über Hermann Schlegel überreicht. Nach dem ersten Studium dieser Schrift bekannte Hugo Köhler freimütig: „Daß mein Onkel ein bedeutender Gelehrter und Naturforscher war, hatte ich schon früher aus verschiedenen Berichten vernommen, aber von dem Umfange seiner schöpferischen Thätigkeit hatte ich keine Ahnung, und ich war höchlichst überrascht zu erfahren, daß er nicht weniger als 163 größere und kleinere Schriften, und zwar in fünf verschiedenen Sprachen, während seiner fast sechzigjährigen Tätigkeit in Leiden herausgebracht hatte. Erwägt man nun, daß er ohne regelrechte wissenschaftliche Vorbildung sich vom Gelbgießer zum Professor und Director des Königlich Niederländischen Museums in Leiden emporgearbeitet hat, so muß man staunen über den unermüdlichen Fleiß dieses Mannes.“